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Schon in seiner Jugend hatte Hans Runge, geb. 1907, sich mit Film beschäftigt. Er bekam einen Projektor geschenkt und führte den Kindern des Ortes zusammengeklebte 8mm Filmreste vor. Lange trug er den Gedanken „Kino“, oder Lichtspieltheater, wie man es damals nannte, mit sich herum, ehe er 1939 gemeinsam mit seiner Frau Maria begann, seinen Traum Wirklichkeit werden zu lassen. Es wurde ein langer Weg durch die Instanzen.

Bereits im Juni 1939 lagen die Angebote für die Kinomaschinen und die Rentabilitätsberechnung vor. Um ein Kino eröffnen zu können mußte man allerdings Mitglied der Reichsfilmkammer sein und diese verlangte von seinen Mitgliedern den Besitz eines Vorführscheins. Obwohl Hans Runge im Mai 1940 die Prüfung zum Filmvorführer bestand, wurde ihm seitens der Gaufilmstelle das Vorführzeugnis verweigert wegen einer Behinderung der rechten Hand. Hans Runges Vater war Leiter des örtlichen Elektrizitätswerks und der Sohn wuchs zwischen Maschinen auf. 1928 begann er mit dem Vertrieb und der Reparatur von Radio-Empfängern. Trotzdem bedurfte es eines hartnäckigen Briefwechsels mit Sachverständigen und dem Regierungspräsidenten von Köln bis Hans Runge 1942 die Zulassung als Vorführer erhielt und im Januar 1943 die erste Vorstellung im Saal Michels stattfinden konnte.

Die Leute strömten ins Kino, nicht nur um die Unterhaltungsfilme zu sehen, sondern auch, um sich durch die Wochenschauen ein Bild des Weltgeschehens zu machen. Im Dezember 1944 führten der Krieg und der fehlende Strom zu einer Zwangspause, aber schon im November 1945 konnte der Betrieb mit Erlaubnis der französischen Direction de L’Information Section Cinema wieder aufgenommen werden.

Das Bedürfnis der Bevölkerung nach Unterhaltung nach dem Krieg war groß und so wurde der Saal Michels bald zu klein. 1948 begannen Hans und Maria Runge mit dem Bau des heutigen Kinos. Es bot 320 Besuchern Platz. Das Kino boomte und unscheinbar nebenher lief der Vertrieb und die Reparatur von Radio-Geräten. Dann kam das Fernsehen 1952. Fasziniert von dem neuen Medium begann Hans Runge die Eifeltäler durch selbstgebaute Umsetzer mit Empfang zu versorgen, ungeachtet der Tatsache, daß er damit seinem Kino selbst Konkurrenz machte. Die Einführung des Farbfernsehers 1967 erlebte er nicht mehr. Er starb 1965. Seine Frau Maria hielt der Eifel-Film-Bühne die Treue, auch als mit Einführung des Privatfernsehens 1984 die Besucherzahlen stark rückläufig waren und alle anderen Kinos im Landkreis Daun ihre Pforten schon geschlossen hatten. 1991 entschlossen sich Christine und Günter Runge, mit einem neuen Programmkonzept das Kino zu beleben.

Wir wollten nicht nur die Massenware zeigen sondern auch die kleinen, wunderbaren Filme, die auch in großen Städten nur in ausgesuchten Kinos laufen. Also musste ein Monatsprogramm her, damit die BesucherInnen lesen konnten, was sich hinter den unbekannten Titeln verbarg.

So gingen wir Ende 1991 mit neuer Leinwand, neuer Bestuhlung, neuer Technik, neuem Programm und alter Kassiererin an den Neustart. Maria Runge hat noch bis 1994 in der Kasse gestanden. Am 27. Mai 1994 mit besonderem Stolz, denn sie konnte die Eintrittskarten für den ersten Kinofilm ihrer Tochter Annelie verkaufen. „Barmherzige Schwestern“ mit den damals noch relativ unbekannten SchauspielerInnen Martina Gedeck, Matthias Brandt, Anne Kasprik und Nina Petri.

Das Konzept ging auf und seit 1994 wird die Eifel-Film-Bühne für ihr hervorragendes Programm vom Rheinland-Pfälzischen Kultusministerium ausgezeichnet. Seit 1997 auch von Staatsminister bzw. Staatsministerin für Kultur und Medien der Bundesregierung. Dazu kommen Auszeichnungen für das Kinder- und Jugendprogramm und für das Kurzfilm- und Dokumentarfilmprogramm.

Jedes Jahr finden neue Ideen ins Programm. Seit 2002 spielen wir vor den Abendvorstellungen zusätzlich Kurzfilme. Französische und Britische Schulfilmfestivals kamen mit der Unterstützung der AG Kino dazu. Schulkinowochen, originalsprachliche Vorstellungen mit deutschen Untertiteln, Kino am Nachmittag im Winterhalbjahr, zahlreiche Veranstaltungen mit RegisseurInnen, ExpertInnen und musikalischen Gästen. Seit 1997 wird jedes Jahr der Weltfrauentag gefeiert und seit 1998 sind die Karten für „Kino-Vino“ heiß begehrt.

Neben der Filmauswahl und der Programmzusammenstellung haben wir uns  2011 einer weiteren Herausforderung gestellt: der Digitalisierung. War schon seit Jahren auf Messen immer wieder der „Digital Rollout“ angekündigt und dann doch wieder verschoben worden, kam man nun nicht mehr an der Digitalisierung der Kinotechnik vorbei, wenn man weiterhin flexibel in der Filmauswahl sein wollte. Seitdem werden alle Filme in gleichbleibender Qualität und meist zeitnah am deutschlandweiten Starttermin mit hervorragendem Surroundsound gezeigt. 2022 konnten wir mit einem neuen Laser-Projektor den Energieverbrauch auf ein Zehntel reduzieren.

Einen der alten 35mm-Projektoren, eine Ernemann IV, kann man -seit unserem Umbau 2021- im Foyer von ganz nah betrachten. Die Corona-Pause wurde nämlich genutzt, um den lang gehegten Traum von einem Ort zu verwirklichen, wo man vor und nach den Vorstellungen noch zusammensitzen kann. In der (Eifel-)Film-Bar kann jetzt erzählt, diskutiert, getrunken, gelacht, gesungen und manchmal sogar getanzt werden. Außerdem gibt es dank der großen Theke jetzt auch frisch gemachtes Popcorn und frisch gebrühten Espresso.

So alt wie die Eifel-Film-Bühne, nämlich mittlerweile 80 Jahre, sind Christine und Günter Runge natürlich noch lange nicht. Trotzdem stellt sich so langsam die Frage wie es in Zukunft weiter geht. Keine Sorge, die 3. Generation steht in den Startlöchern und freut sich darauf das Familienunternehmen weiterzuführen.

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