Ostsächsische Provinz, 2006: Die Hitze hängt über den Feldern, Tobias und sein älterer Bruder Phillip baden im Steinbruch. Noch leben sie in den für die Dörfer üblichen niedrigen Plattenbauten, aber bald soll der Umzug stattfinden. Der Vater baut seit Jahren ein Haus aus, das nie fertig wird. Die Mutter arbeitet fast ununterbrochen als Krankenschwester, während ihr Mann auf Montage im Westen ist. Dann ist er den Job los, weil „die Polen“ einfach die billigeren Arbeitskräfte sind, wie er sagt. Aber auch weil er nicht wirklich Talent als Elektriker hat.
Regisseurin Constanze Klaue erzählt lakonisch von Geldmangel, Alkoholismus, Depression und Eheproblemen. Und wie die Kinder sich wie auf Eierschalen bewegen, versuchen, dem Vater alles recht zu machen – gezeigt wird ein feinsinniges Psychogramm männlichen Stolzes.
Der Kurs, den die Kinder auf dem Weg in die Jugend einschlagen und auf dem sie in der Neonaziszene landen, mag zunächst verharmlosend wirken, weil Klaue auch alle gewaltvollen Bilder der ostdeutschen Nazikultur auf wenige Sequenzen reduziert. Damit kommt Klaue aber der aktuellen gesamtdeutschen Realität nahe, einer Normalisierung von rechtsradikalem Gedankengut, Brutalität und Rassismus und katapultiert eine Geschichte, die im Film 2016 endet, ins Jetzt.
- Deutschland 2025
- Regie: Constanze Klaue
- mit Anton Franke, Camille Moltzen, Anja Schneider, Christian Näthessa Van den Broeck, Ruth Becquart, Koen De Bouw, Claire Bodson, Laurent Caron
- 110 Min
- frei ab 12
