Wir zeigen den Film in unserer Reihe „Gegen das Vergessen“.
Der Film erzählt die Geschichte von Rudolf Höß’ 87-jährigem Sohn Hans Jürgen Höss, der sich zum ersten Mal mit dem grausamen Vermächtnis seines Vaters auseinandersetzt.
Rudolf Höß war Kommandant des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz und verantwortlich für die Ermordung von mehr als einer Million Jüdinnen und Juden. Das Leben von Höß und seiner Familie wurde kürzlich in dem Oscar® -prämierten Film „The Zone of Interest“ dargestellt. Nun berichtet „Der Schatten des Kommandanten“ von den echten Menschen, die in Höß’ Todeslager gelebt haben.
Während Hans Jürgen Höss eine glückliche Kindheit in der Villa seiner Familie in Auschwitz verbrachte, kämpfte die jüdische Gefangene Anita Lasker-Wallfisch in dem berüchtigten Lager ums Überleben.
Im Mittelpunkt des Films steht der inspirierende historische Moment, in dem sich die beiden, acht Jahrzehnte später, von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen. Es ist das erste Mal, dass ein Nachkomme eines bedeutenden Kriegsverbrechers und eine Überlebende sich in einem so persönlichen und intimen Rahmen begegnen – nämlich in Lasker-Wallfischs Wohnzimmer in London. Gemeinsam mit ihren Kindern, Kai Höss und Maya Lasker-Wallfisch, beschäftigen sich die vier Protagonisten mit den sehr unterschiedlichen Lasten, die sie aufgrund ihrer Herkunft tragen.
Der Film präsentiert Originalauszüge aus Rudolf Höß’ lange vergessener Autobiografie, die er kurz vor seiner Hinrichtung verfasste. Die darin enthaltenen Aussagen, dokumentiert durch den Täter persönlich, sind der ultimative Beweis dafür, was wirklich in Auschwitz geschah. Sie bilden somit ein bedeutsames Gegengewicht zur Leugnung und Ignoranz der Geschehnisse des Holocaust.
Der außergewöhnliche abendfüllende Dokumentarfilm beschäftigt sich mit der Beziehung einer Mutter zu ihrer Tochter, eines Vaters zu seinem Sohn und nicht zuletzt mit den langen Schatten, die Verbrechen auf nachfolgende Generationen werfen. Dabei wirft „Der Schatten des Kommandanten“ Fragen über Liebe, Schuld und Vergebung auf, erzählt letztlich aber auch eine
dringend benötigte Geschichte von Hoffnung, Akzeptanz und Mitgefühl.
Nach den Gräueltaten im Zuge des Terrorangriffs der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 – und in einer Zeit, in der der Antisemitismus ein Ausmaß erreicht hat, das es seit dem Holocaust nicht mehr gegeben hat – erinnert „Der Schatten des Kommandanten“ eindringlich daran, dass es keine Versöhnung geben kann, wenn die Vergangenheit nicht ehrlich aufgearbeitet wird. Erst wenn das gelingt, lässt sich eine Wiederholung der Geschichte vermeiden und damit eine bessere Zukunft gestalten.
- USA 2024
- Regie: Daniela Volker
- Dokumentarfilm
- Spieldauer: 110 Min
- frei ab 12