„Wo auch immer sich jemand unglücklich fühlt, schickt Gott einen Hund.“ – Dieses dem Philosophen Alphonse de Lamartine (1790-1869) zugeschriebene Zitat steht am Anfang des Films. In den ersten Bildern sieht man einen Mann in Frauenkleidern am Steuer eines Lastwagens. Die Polizei hat ihn aufgehalten, sie fordert ihn auf, auszusteigen. Auf der Ladefläche sind jede Menge Hunde. „Aber die tun Ihnen nichts, wenn Sie mir nichts tun“, sagt der Mann. Dann wird er in Gewahrsam genommen. Eine Psychologin wird hinzugezogen. Ihr öffnet sich der Mann namens Doug, der ihr davon erzählt, wie er von seinem Vater zu den Hunden in den Zwinger gesperrt wurde, wie er im Rollstuhl landete, und was dazu führte, dass die Polizei ihn in diesem Lastwagen fand.
Die Erzählstruktur ist geradezu klassisch. Das Gespräch in der Gegenwart, die langen Rückblicke in Dougs Leben. Manchmal überlappt beides miteinander, wenn die Erinnerung Doug in ihren Bann hält. Caleb Landry Jones ist hervorragend, in den Szenen, in denen „DogMan“ zum Kammerspiel wird und seine Figur mit der Psychologin spricht, ist er jedoch noch intensiver. Angesichts seines Lebens fragt man sich, wieso er sich dieser Fremden überhaupt öffnet. Eine Frage, die am Ende auch die Psychologin stellt. Die Antwort liegt auf der Hand.
Man fragt sich im Verlauf der Geschichte, wie Besson sie enden lassen will. Letztlich entscheidet er sich für einen fast schon metaphysischen Abgang, für das Seelenheil des einen und die Staffelstabübergabe an die andere. Ein etwas eigenwilliges Ende, das manches im Unklaren lässt, aber auch gut mit Dougs Fähigkeit des „Hundeflüsterns“ korreliert. Wie die Hunde seine Wünsche erkennen, hat das schon etwas mythologisch Überhöhtes, aber es ändert nichts an der Essenz des Films. Dies ist ein eindringliches Drama über einen waidwunden Mann, dem das Leben nie eine Chance gegeben hat.
- Frankreich / USA 2022
- Regie: Luc Besson
- mit Caleb Landry Jones, JoJo T. Gibbs
- Spieldauer: 115 Min
- frei ab 16